Wie wir bei unserer Eigenproduktion den Loudness War ausfochten
Jeder der schon mal vor dem Mikro gestanden ist kennt den Begriff Loudness War. Aber was ist das eigentlich? Und wie geht man damit um, wenn man selber in Eigenproduktion Musik produziert? Ich erlaube mir das zu demonstrieren, und verrate euch noch dazu wie wir uns nicht gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben bei der Debatte, wie "loud" wir sein sollten. Aber erstmal zu den Grundlagen. Wer das schon kennt darf es gerne überspringen.
Bei Audio-Aufnahmen nennt man die Größe der Wellen Dynamikbereich (Dynamic Range). Je mehr Dynamic Range, desto größer die Wellen. Mehr Loudness verringert die Dynamic Range.
Warum der Wechsel zum separaten Mastering-Profi? Hauptsächlich war das eine Geschmacksfrage. Aber das Thema der Lautstärke der einzelnen Songs war ebenfalls Teil der Überlegung. Unserem Drummer Mikey war es besonders wichtig, dass die Lautstärke der Songs innerhalb des Albums gleich sein sollte, und auf dem branchenüblichen Standard für Rockmusik. Wir baten Conn Mastering um ein paar verschiedene Demos unseres Songs "Rockt Härter", der schon fertig gemixt war.
Die Resultate klangen sehr anders als die vom Mixer (SonicInk, der tolle Arbeit macht und den wir wärmstens empfehlen können). Zwei Fassungen, eine mit extra Bass, waren ein echter Fortschritt. Aber so ganz glücklich war nicht nicht. Als Arrangeur bin ich gewohnt, die verschiedenen Instrumente gut heraus zu hören. Aber bei DR-Werten von 6 und 7 ist das kaum möglich.
Wir hatten ein paar angeregte Debatten über den besten Ansatz. Keiner von uns wollte, dass die Musik an der wir jahrelang gearbeitet hatten, weniger als perfekt wird. Zum Glück half Mastering-Mann Michael Conn unseren Streit mit fachlichem Input zu lösen. Auf seinen Vorschlag hin ließen wir ihn den Song mit einem DR Wert von 9 mastern (übrigens der Wert, den der iTunes Download von Iron Maidens "Book of souls" hat).
Und so werdet ihr es auf dem Album "Don't bring the kids" im Kürze zu hören kriegen. Bleibt mit uns in Kontakt und wir geben euch Updates - und vielleicht Berichte aus der Notaufnahme, wenn der nächste Loudness War mal wieder eskaliert.
Was ist das: Loudness?
Wir spielen Rock. Für Rock ist lauter gleich besser, oder? Nun, ja. Aber Loudness ist was anderes. Stellt euch Schall, und Musik, als Welle in der Badewanne vor. Es gibt Spitzen und Täler. Wenn die Spitzen zu hoch werden, schwappen sie seitlich über. Wenn man hohe Wellen mag, dann möchte man, dass die Spitzen bis an den Rand kommen, und zwischendrin tiefe Täler sind. So geht laute Musik. Loudness dagegen ist, wenn man mehr Wasser in die Wanne lässt: die Wellen werden kleiner, weil die Spitzen ständig überschwappen, aber insgesamt ist das Wasser tiefer.Bei Audio-Aufnahmen nennt man die Größe der Wellen Dynamikbereich (Dynamic Range). Je mehr Dynamic Range, desto größer die Wellen. Mehr Loudness verringert die Dynamic Range.
Sehr niedrige Loudness, hohe Wellen. Die Spitzen gehen gerade mal so bis 1.0 - Klicken zum Anhören |
Wie merke ich, ob ein Song viel Loudness hat?
Ich nutze drei Methoden: Hören, Sehen und Messen.- Ohren zuerst: ein Song mit viel Loudness klingt erstmal mächtiger, mit mehr Power, aber man merkt schnell dass bis auf ein oder zwei laute Instrumente nicht viel zu hören ist. Meistens sind das die Vocals und Drums. Alles andere klingt wie ein Hintergrundrauschen. Manchmal ist der Mix so weit aufgedreht, dass man ein Clippen im Signal hört - so eine Art kurzes Knacken, meistens bei den Snareschlägen.
- Zweitens: wie man Loudness sieht. Mit einem Tool wie Audacity kann man sich die Wellenform des Songs ansehen. Wenn sie aussieht wie eine Säge, ist viel Dynamic Range (erinnern wir uns an den Vergleich zu Wellen). Wenn es aussieht wie eine pelzige Wurst, ist viel Loudness. Vergleicht die Screenshots von unserem Song "Rockt Härter" mit verschiedenen Graden an Loudness.
- Zuletzt wissenschaftlich durch Messung. ich verwende das DR plugin für den Foobar Player um die Dynamic Range zu messen. Es gibt verschiedene Meinungen darüber, ob das das beste Maß für Loudness ist. Es hat aber einen Vorteil: die große Datenbank bekannter Alben mit ihrem Dynamic Range-Wert. Werte zwischen 1-7 sind schlecht, 8-13 ist OK, über 14 ist toll.
Die erste Version frisch vom Mixer mit einem DR Wert von 12 - Klicken zum Anhören |
Unser eigenproduzierter Loudness War
Seit zwei Jahren arbeiten wir an den Aufnahmen zu unserem nächsten Album; wir haben uns entschlossen für Mixing und Mastering auf die Dienste Dritter zu setzen. Unterstützung durch den Profi zahlt sich eben aus. Ursprünglich hatten wir ein Studio mit beiden Aufgaben beauftragt, dann hat uns ein eigener Mastering-Spezialisten so gut gefallen dass wir ihn für diesen Teil hinzugezogen haben.Warum der Wechsel zum separaten Mastering-Profi? Hauptsächlich war das eine Geschmacksfrage. Aber das Thema der Lautstärke der einzelnen Songs war ebenfalls Teil der Überlegung. Unserem Drummer Mikey war es besonders wichtig, dass die Lautstärke der Songs innerhalb des Albums gleich sein sollte, und auf dem branchenüblichen Standard für Rockmusik. Wir baten Conn Mastering um ein paar verschiedene Demos unseres Songs "Rockt Härter", der schon fertig gemixt war.
Master mit einem DR Wert 7 - auffallend vor allem der Unterschied zu Beginn des Songs - Klicken zum Anhören |
Die Wurst wird pelzig: Am meisten Loudness (DR Wert von 6) bei einem Master mit extra Bass - Klicken zum Anhören |
Wir einigten uns auf diese Version mit einem DR Wert von 9 - Etwas Loudness, aber noch genug Punch und Klarheit - Klicken zum Anhören |
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